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20.07.2011: Studierende in Mainz - Wohnen, Konsum und Freizeit in der Landeshauptstadt

Teil II der Studie: Beitrag der Studierenden zur Wirtschaftskraft von Mainz und Beurteilung der städtischen Infrastruktur

Als einer der bedeutendsten Hochschulstandorte in Deutschland zählt Mainz fast 40.000 Studierende an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) und den beiden Fachhochschulen. Die Kenntnisse über die Lebensbedingungen dieser wichtigen Bevölkerungsgruppe und ihren Beitrag zur Wirtschaftskraft der Stadt Mainz sind jedoch völlig unzureichend. Deshalb führten im Rahmen der "Stadt der Wissenschaft" Univ.-Prof. Dr. Günter Meyer und Evelyn Schäfer vom Geographischen Institut der JGU in Zusammenarbeit mit dem Amt für Stadtentwicklung eine Online-Befragung der Studierenden an den drei Hochschulen in Mainz durch. Insgesamt 4.806 Studierende beteiligten sich an der Untersuchung. Während sich der erste Ergebnisbericht einer vierteiligen Artikelserie mit der Wohnsituation der Studierenden befasste, werden jetzt die Fragen beantwortet, in welchem Maße die unterschiedlichen Wirtschaftsbereiche der Landeshauptstadt von den Ausgaben der Studierenden profitieren und wie diese die Infrastrukturangebote in Mainz beurteilen. 

Vermieter und Einzelhandel profitieren am stärksten von Studierenden 

Bei der im Dezember 2010 durchgeführten Untersuchung wurden die Studierenden nach der Höhe der Ausgaben befragt, die sie im November in Mainz getätigt hatten. Auf die Miete einschließlich Nebenkosten für Strom, Wasser, Heizung, Müllabfuhr usw. entfällt mit durchschnittlich 332 Euro mit weitem Vorsprung der größte Ausgabenposten der in Mainz wohnenden Studierenden. Eine Hochrechnung ergibt für die jährlichen Mietausgaben einschließlich Nebenkosten eine Summe von rund 105 Mio. Euro. Aber auch für den Einzelhandel mit Lebensmitteln (monatliche Ausgaben 132 Euro pro Person), Bekleidung (51 Euro) und sonstigen Waren (51 Euro) sind die in Mainz wohnenden studentischen Kunden von erheblicher Bedeutung. Dabei spielen auswärtige Studierende als Nachfrager in den Geschäften zwar eine geringere Rolle, sind aber keineswegs zu vernachlässigen. Insgesamt trugen die Studierenden im vergangenen Jahr mit rund 58 Mio. Euro zum Einzelhandelsumsatz in der Landeshauptstadt bei. Das entspricht knapp 5% des Jahresumsatzes im Einzelhandel 2010. 

Mainzer Gastronomie wird kräftig nachgefragt 

87% der einheimischen Studierenden haben im November 2010 Restaurants und Cafés besucht, 79% haben Kneipen, Bars und Diskotheken frequentiert und dabei der Mainzer Gastronomie im Durchschnitt einen Umsatz von mehr als 50 Euro pro Person beschert. 77% der einheimischen und 74% der auswärtigen Studierenden haben in der Mensa der Hochschulen gegessen. Die Ausgaben der Studierenden in gastronomischen Betrieben in Mainz summierten sich im vergangenen Jahr auf rund 19 Mio. Euro. 

Nur geringe Ausgaben für Unterhaltung, Kultur und Sportaktivitäten 

Immerhin 42 % der in Mainz wohnenden Studierenden haben Kinobesuche getätigt, dabei allerdings im gesamten Monat November nur durchschnittlich 5 Euro ausgegeben. Für Theater, Konzerte, Kabarett und Kleinkunst interessierten sich nur 23%, während nicht mehr als 8% der einheimischen Studierenden Museen und Ausstellungen besucht haben, in denen Eintrittsgebühren bezahlt werden mussten. 37% der einheimischen Studierenden haben für sportliche Aktivitäten im Durchschnitt 10 Euro monatlich ausgegeben. Auf rund 4 Mio. Euro beliefen sich die studentischen Gesamtausgaben, die 2010 für Unterhaltung, Kultur und Sport in Mainz getätigt wurden.

Wie beurteilen Studierende die Infrastruktur in Mainz? 

Die Studierenden der drei Mainzer Hochschulen wurden gebeten, Infrastruktureinrichtungen vor allem im Bereich der Innenstadt auf einer Skala von 1="sehr gut" bis 5="sehr schlecht" zu bewerten. Daraus wurden jeweils die Durchschnittsnoten berechnet. Viele auswärtige Studierende, aber auch manche der am Hochschulort Wohnenden nutzen die Mainzer Angebote nicht und konnten deshalb keine Bewertung vornehmen. 

Kultur: Theater/Kino positiv beurteilt, Kleinkunst/Kabarett interessiert weniger 

Während Theater und Kino mit "gut" (2,10) benotet werden, sind die Angebote der Mainzer Hochburg der Kleinkunst und des Kabaretts nur bei etwa der Hälfte der Studierenden bekannt. Mit 2,40 fällt die Benotung hier etwas schlechter aus.

Gastronomie: Cafés und Restaurants gut, Discos nur unterdurchschnittlich 

Cafés und Bistros sowie Restaurants und sonstige Speisegaststätten werden ebenfalls mit "gut" (2,20) benotet und stark von Studierenden frequentiert. Außengastronomie und Biergärten bekommen nur eine mittlere Note (2,54). Für die Mainzer Diskotheken fällt die Beurteilung noch ungünstiger aus (2,89). 

Hochschulsport Top - sonstige Sportangebote eher Flop 

Die positivste Benotung erzielt der Hochschulsport (1,97) - insbesondere an der JGU. Sonstige Sportangebote sind bei den meisten Studierenden unbekannt und werden deutlich schlechter bewertet (3,17). 

Verkehr: Busanbindung zur Innenstadt gut, Parksituation schlecht 

Während die Nahverkehrsanbindung zum Stadtzentrum mit einem glatten "gut" gelobt wird, erhalten die ÖPNV-Anbindung an das Umland (2,78) sowie das innenstädtische Radwegenetz (2,90) weniger positive Benotungen. Die einzige "schlechte" Bewertung entfällt auf die Parkmöglichkeiten in der Innenstadt (4,10): Der Parkplatzmangel bildet mit weitem Abstand das negative Schlusslicht bei der Beurteilung der Mainzer Infrastruktur. 

Überdurchschnittlich positive Bewertung des innerstädtischen Einzelhandels 

Die Studierenden der drei Mainzer Hochschulen benoten die Einkaufsmöglichkeiten im Stadtzentrum (2,31) etwas besser als der Durchschnitt von mehr als 2000 Passanten, die im Rahmen einer anderen Untersuchung des Geographischen Instituts im Juni in den Hauptgeschäftsstraßen interviewt wurden.

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